Lookahead
PVC covered tarpaulin, blower, fixing
12.5 x 12.5 x 11 meters
2009
Die Skulptur Lookahead besteht aus einer aufblasbaren Radarkuppel mit einem Durchmesser von 12,5 Metern.
Die Arbeit beschäftigt sich mit Strategien der Projektion des Zukünftigen und deren Auswirkungen auf Entscheidungen im Jetzt. Die Form der Kuppel vereint dazu zwei sehr gegensätzliche Haltungsmöglichkeiten.
Kugel- und Kuppelbauten begegnen uns oft als Versinnbildlichung von etwas Größerem wie beispielsweise als Himmelsdach in sakralen Bauten (Kirchen, Moscheen) oder als architektonischer Gegenentwurf in Zukunftsszenarien und Utopien (Biosphere, Buckminster Fuller, Domehouse Bewegung). Als begehbare Räume stellen diese Bauten die Besucher ins Zentrum. Sie sind Orte der Gemeinschaft, der Geborgenheit und zugleich Orte der Konzentration und des Ausblicks. Im ihrem Inneren kann man von einem Ort aus alle Seiten der Kuppel sehen. Jeder Blick trifft immer auf die allumspannende Aussenhaut und wird damit zu einem Blick auf das große Ganze. Dieses Voraugenführen eines fernen Ziels dient als Leitlinie für das Handeln im Jetzt.
Als funktionale technische Anlagen sind Kugel- und Kuppelformen auch bei Gastanks, Atomkraftwerken oder Radaranlagen zu finden. Meist sind diese Orte gar nicht oder nur einem kleinem Kreis zugänglich, sie werden also hauptsächlich als künstliche Artefakte im Landschaftsbild wahrgenommen. Die in einer Radarkuppel enthaltene Radaranlage dient, einem Auge gleich, der konstanten und aktiven Überwachung des um sie befindlichen Luftraums. Um ungewissen Ereignissen begegnen zu können wird unaufhörlich im näheren Umfeld nach deren Anzeichen gesucht. Diese Form der aktiven abwartenden Kontrolle ist natürlich eine Maßnahme der Sicherheit und Vorsicht, sie versinnbildlicht aber auch eine Strategie bei der erst reagiert wird, sobald die Ereignisse unmittelbar bevor stehen und eine Handlung zwingend notwendig wird.
Die Kuppel von Lookahead ist ein Nachbau einer von der Bundeswehr während des Kalten Krieges auf der Wasserkuppe (Rhön) betriebenen Radaranlage. Sie setzt sich aus einem quasi-zufälligen Facettenmuster zusammen, das einen Kompromiss zwischen funktionalen Eigenschaften und den Ansprüchen des Radars darstellt. Es ist von Vorteil die Kuppel aus möglichst gleichen Teilen zu konstruieren, denn dies begünstigt sowohl die Herstellung als auch den Transport. Gleiche Teile bedeuten allerdings auch gleiche Kanten, welche von manchen Radartypen als Störfrequenz erfasst werden. Das von der Firma ESSCO entwickelte Facettenmuster enthält zwei sehr gegensätzliche Elemente: zwischen regelmäßig platzierten Pentagrammen scheinen sich abstrakte Schmetterlinge frei zu bewegen. Aus rein rationellen Gründen entstand eine Form, deren Interpretationsmöglichkeiten die Kuppel zu einer industriellen Skulptur machen.
Florian Jenett, 2009
Photos: Cem Yücetas